Heute morgen bin ich wieder gut in Nagoya angekommen und bin bewegt von den Gesprächen und dem Erlebten. Auch beim dritten Mal war der Anblick noch schrecklich- das Gebiet entlang der früher so schönen Nord-Ost-Küste ist teilweise verheerend zugerichtet und vom Tsunami plattgemacht worden. Die Militärhelfer haben fleissig gearbeitet und den Schrott weggeschafft und an Sammelplätzen aufgehäuft. Die Küstenlandschaft sieht kahl und öde aus. Teilweise stehen nur noch die Grundrisse der ehemaligen Häuser. Eine Familie, Herr und Frau Abe, bei denen wir u.a. zu Besuch waren, sind mit uns auf ihr leeres Grundstück gefahren. Ein schönes zweistöckiges Haus mit Garten ist einfach weg, nicht´s ist geblieben, nur zwei grosse Steine. Diese Familie gehört zu der Gemeinde, wo die Studenten beim letzten Mal mit Waffelbacken die Nachbarschaft eingeladen haben und es teilweise sehr gute Gespräche gab. Einige Leute konnten wir sogar wieder treffen. Sie kommen nun auch ab und zu schon zum Gottesdienst.
Das Ehepaar Abe ist inzwischen bei der Tochter ins Haus eingezogen. Und sie haben in der Lagerhalle ihrer Druckerei, einen Teil als Gemeinderaum umgebaut. Das ist sehr schön geworden.
Diese Familie gehört zu der Gemeinde, wo die Studenten beim letzten Mal mit Waffelbacken die Nachbarschaft eingeladen haben und es teilweise sehr gute Gespräche gab. Einige Leute konnten wir sogar wieder treffen. Sie kommen nun auch ab und zu schon zum Gottesdienst.
Ihr wollt nun sicher auch wissen, wo Euer Spendengeld gelandet ist? Mit Familie Abe sind wir seit unserem ersten Besuch in gutem Kontakt geblieben und haben bald gemerkt, dass nach der ersten Hilfsaktionswelle im April und Mai noch immer viele Sachen nötig sind. Die Stadt Kesennuma, wo die Familie wohnt, ist schlimm getroffen worden. Die Aufräumarbeiten werden noch lange andauern. Ihr könnt Euch nicht vorstellen wie das aussieht. Alles grau und dreckig und zerstört. So schlimm wohl wie nach einem Krieg. Ich glaube wenn ich da wohnen müsste, würde ich vor Mitleid krank werden. Es wird Jahre dauern bis an ein einigermassen normales Stadtleben mit schönen Geschäften etc. gedacht werden kann. Und trotzdem müssen die Leute dort aushalten und weiter wohnen bleiben, sie haben ja kein anderes Zuhause. Die die alles verloren haben und bei niemandem aus der Verwandtschaft wohnen können, bekommen vom Staat - sogenannte Barackenhäuser. Auch die habe ich gesehen- viereckige Kästen aneinandergereiht, sieht nicht schön aus. Heute morgen wurde im TV gezeigt, dass Leute, die da wohl vor kurzer Zeit eingezogen sind, plötzlich tot aufgefunden wurden. Die neuen Nachbarn haben wohl nichts davon bemerkt. Kein Wunder, die neuen Nachbarn kennen sich ja auch nicht. Besonders ältere Menschen sterben jetzt aus Kummer und Einsamkeit. Und es gibt nun viele neue Probleme. Die, die nun in solchen Blockhäusern eingezogen sind, haben es im Moment gut: sie haben Licht, Wasser, Strom und Essen, wohl für zwei Jahre. Bis dahin müssen sie es geschafft haben, sich selbständig zu unterhalten. D.h. sie brauchen alle erst einmal wieder einen Job. Und das zu finden ist nicht leicht. Und diejenigen, die ihr Haus behalten haben, auch wenn der Tsunami viele Schäden darin angerichtet hat, bekommen gar nichts vom Staat. Sie müssen selbst zusehen, wie sie jetzt zurecht kommen. Kein Wunder, dass diese Betroffenen sich nun benachteiligt und unzufrieden fühlen. Der gegenseitige Neid ist schon vorprogrammiert. Solchen Betroffenen, die vom Staat nichts bekommen, denen soll Euer Spendengeld zu allererst zukommen. Die Familie Abe kümmert sich um solche Leute in ihrer Stadt und wird die Hilfsgüter verteilen. Auch ändert sich die Art der Güter laufend: zuerst waren in erster Linie Wasser, Reis, warme Decken, Gemüse, und Sachen für die tägliche Pflege etc nötig.... Und nun brauchen die Leute Sommerkleider, T-Shirt´s, Insektenspray, Fächer gegen die Hitze, und natürlich weitere Essenswaren etc. Die Familie Abe gibt uns per Telefon durch, was sie brauchen und meine Studentin kauft es ein mit ihren Gemeindefrauen, die ihr freudig dabei helfen. Übrigens ist der Pakettransport in den Kaufhäusern, wo wir die Waren einkaufen, unheimlich günstig. Ein riesengrosses Paket mit 30 kg beispielsweise kostet nur ca 7-10 Euro.
Daneben haben wir Kontakt zu einer anderen Gemeinde aus Tokio, die auch freiwillige Helfer nach Ishinomaki geschickt und dort direkt stationiert ist. Junge Leute kommen zu freiwilligen Hilfsaktionen. Ihr kennt das schon: es geht noch immer vor allem um das säubern der Häuser und das auffüllen der Gärten mit neuem Grund und neuem Kies. Die Betroffenen sind dafür unheimlich dankbar, das haben sie mir gegenüber immer wieder geäussert. Diese jap. Hilfs-organisation unterstützen wir auch und ich hab den Leiter nun selbst kennengelernt.
Besuch bei der Hilfsorganisation in der Grundschule im neuen Gemeinderaum
Beim Auspacken Eurer Hilfsgüter alle freuen sich, dass sie etwas schönes bekommen
Und dann waren wir noch in einer Grundschule zu Besuch. Für die Kinder war ich deine Seltenheit. Hier auf dem Dorf im Norden der Hauptinsel Honshu gibt es nicht so viele Ausländer und ich hab den Kindern und Lehrern gesagt, dass wir in Deutschland für sie beten und ihnen helfen. Die Lehrerin einer Klasse war sehr angetan, ich erfuhr später, dass sie selbst ihren Mann, der auch Lehrer war, im Tsunami verloren hat. Auch unter den Kindern sind solche, die Familienmitglieder, Eltern, Grosseltern, Geschwister oder Haus und Heimat ja sogar die Schule verloren haben. Sie sind nun provisorisch in anderen Schulen untergebracht. Wir haben Geschenke für ca 120 Kinder eingekauft, die in dieser Schule verteilt wurden. Es war nicht schwer zu erkennen, wie unkonzentriert und verstört die Kinder doch teilweise waren.
Ich bin dankbar, dass sich so konkrete Wege zum Helfen und Freude machen aufgetan haben und das nun auch über eine längere Zeit mit persönlichen Kontakten weitergeführt werden kann. Meine Studentin ist eine ausgezeichnete Managerin und hat das gut im Griff. Und sie konnte mit dieser Idee auch ihre Gemeindefrauen begeistern, die mit Freude mithelfen. Eben hab ich mit dem Pastor ihre Gemeinde telefoniert und er unterstützt diese Aktion voll. Er ist noch nicht ordiniert, lässt sich aber derzeit gerade bei uns am Theol.Seminar ausbilden.
Euch allen möchte ich immer wieder ganz herzlich danken für Eure treuen Gebete und Geldgaben. Diese Spendenaktion ist Eure Aktion. Ich bin froh und dankbar, dass ein Weg gefunden werden konnte und ihr somit direkt den Bedürftigen helft. Mögen die Betroffenen durch Eure Liebesgaben auch den Weg zum Geber aller Gaben, Jesus Christus, finden. Jede weitere Spende ist nötig und wertvoll. Der Herr segne Euch alle! Eure Monika Bruttel zu Besuch bei Familie Abe
Volksbank Syke Konto-Nr. 12 577 600 BLZ: 291 676 24
Verwendungszweck: AC029400 Katastrophenhilfe Japan